De Chirico und ich

 Am 30. Abril 2009 bin ich mit Pablo nach Paris geflogen.Paris ist eine fantastische Stadt, die ich immer wieder gerne besuche.

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Dieses mal hatte ich ein besonderes Ziel: den Besuch der Ausstellung einer meiner Lieblingskünstler: Giorgio De Chirico.
Die Ausstellung "La fabrique des rêves" (Die Fabrik der Träume) in Musée d’Art moderne de la Ville de Paris beinhaltet 170 Werke von 1909 bis 1975.

Giorgio De Chirico wurde in Volos, Griechenland am 10. Juli 1888 geboren. Gestorben ist er am 19. November 1978 in Rom. Er gilt als Hauptvertreter der Pittura metafisica, der sogenannten Metaphysischen Malerei, die als einer der wichtigsten Vorläufer des Surrealismus angesehen wird.

De Chiricos Eltern waren Emma Cervetto und Evaristo De Chirico. Beide waren aus Italien, aber der Vater war als Ingenieur in Griechenland im Eisenbahnbau beschäftigt.
Giorgio de Chirico studierte nach einer akademischen Ausbildung zum Ingenieur Malerei zuerst am Polytechnikum in Athen und nach dem Tod seines Vaters von 1906 bis 1909 an der Königlichen Akademie der Künste in München.


Musee d'art moderne de la Ville de Paris

In den Münchner Sammlungen beeindruckten ihn vor allem die romantisch-mystischen Gemälde des symbolistischen Schweizer Malers Arnold Böcklin, der von Surrealisten wie Salvador Dalí und Max Ernst als einer ihrer Vorläufer angesehen werden sollte. Weiterhin beeinflussten ihn die Traumbilder des deutschen Malers, Bildhauers und Grafikers Max Klinger. Dazu las er wie fast alle Künstler der Epoche Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche, der ihm mit seinen Beschreibungen von gespenstisch leeren Plätzen in Turin, umsäumt mit Arkaden und Statuen, die Vorlage seines Schaffens gab. De Chiricos traumähnliche Stadtansichten bestehen aus Türmen, Arkaden und menschenleeren Idealarchitekturen, mal in zentral-, mal in multiperspektivische Raumkonstruktionen gefügt. Einzig einzeln verwendete figürliche Schatten und "manichini" (Gliederpuppen) bilden Gegenstücke zur streng architektonischen Gestaltung dieser Kulissenwelt. Später thematisierte de Chirico das traumhafte, unbewusste Element in seinen Kompositionen, indem er Details wie Uhren, Eisenbahnen (in denen sich die Erinnerung an seinen Vater spiegelt) und verfremdete Glieder in surreale Beziehung zueinander setzte.

1911 ließ sich de Chirico in Paris nieder. Er kam in der französischen Kunstmetropole mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit zusammen wie zum Beispiel mit Pablo Picasso, mit André Derain, Constantin Brâncuşi und dem Dichter und Kritiker Guillaume Apollinaire.

Im Jahr 1915 verließ er Paris und zog in das italienische Ferrara. Dort konzentrierte er sich auf die drei Motive Städte, „Manichini“ (Gliederpuppen) und Interieurs. Etwa von 1915 bis 1925 malte de Chirico vorwiegend Stillleben. Typisch sind hier vor allem die gesichtlosen Zeichenpuppen und antike Statuenmotive.

1916/17 gründete de Chirico mit seinem Bruder Alberto Savinio und dem italienischen Futuristen Carlo Carrà die "scuola metafisica" und damit eine Strömung, die den Stil der Surrealisten um rund zehn Jahre vorwegnahm und bis zum Jahr 1920 andauerte.

De Chirico
Giorgio De Chirico (1888-1978)

Im Jahr 1919 war ein Stilwechsel in seiner Malweise festzustellen. De Chirico begann realistischer zu malen und richtete sich am akademischen Stil aus. So entstand im Jahr 1926 das Werk mit dem Titel „Zwei Akte“. 1924 übersiedelte de Chirico wieder nach Paris und wurde begeistert von den Surrealisten empfangen, deren Malerei der seinen viel verdankte.

Eine Zäsur in seinem Schaffen markiert das Jahr 1930: Statt sich weiter an neueren Kunstströmungen zu orientieren, wandte sich de Chirico ganz von der Pittura metafisica ab. Dennoch blieben seine metaphysischen Bilder einflussreich für die Surrealisten. Er wandte sich einer betont barocken und pathetischen Malweise zu, kritisierte die moderne Malerei scharf und malte fortan in einem klassizistischen, akademischen Stil. Da er mit diesen Bildern nicht genug verdiente, kopierte und verkaufte er auch Werke seiner metaphysischen Epoche, weshalb die Datierung "echter" Chiricos oft nicht einfach ist. Von 1939 bis zu seinem Tod lebte de Chirico wieder in Italien.

Disquieting muses
Giorgio de Chirico
Die beunruhigenden Musen, 1917

Ich bin von der Ausstellung begeistert. Ich konnte mich dort in das Leben des Malers versetzen und seine Geschichte durch seine Bilder verstehen. Besonders spannend fand ich die Abwendung von der Pittura Metafisica um sich plötzlich der traditionellen Malerei zu zuwenden. Da diese ihm keinen wirtschaftlichen Erfolg bescherte, kopierte er seine früheren Werke mit einem gewissen Grad an Vereinfachung. Mir wurde klar warum dasselbe Bild gleichzeitig in Italien und in München ausgestellt werden kann. De Chirico bleibt einer der wichtisten Maler des 20. Jahrhundert und eine Quelle der Inspiration für viele, zu denen ich mich auch zähle.

 Pablo am Louvre Montmartre
 

 

 

 

 

 


 

 


 

 

 

 
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